Sustainable Finance – Entscheidungskriterien bei der Anbieterwahl für ESG-Ratings

Photo by Martijn Baudoin on Unsplash, Download 15.07.2022


 

Welche Entscheidungskriterien sind bei der Anbieterwahl zu berücksichtigen?

Aktuell sind in der EU über 50 ESG-Ratinganbieter tätig. Sich in diesem Dschungel zurechtzufinden, ist eine große Herausforderung. Neben der Fülle von Datenanbietern kommt erschwerend hinzu, dass es oftmals Unklarheiten gibt, welche Entscheidungskriterien bei der Auswahl eines Anbieters zu priorisieren sind. Die uneinheitlichen Standards der verschiedenen Anbieter, die in unserem vorherigen Artikel genauer untersucht wurden, stellen dabei eine zusätzliche Herausforderung dar:

Sustainable Finance – ESG-Ratings — Finbridge GmbH & Co KG

In unserem heutigen Insight möchten wir daher zeigen, wie Sie und Ihr Unternehmen von den Erfahrungen unserer Berater bei ihrem nächsten Projekt profitieren können. Hierzu möchten wir Ihnen einen beispielhaften Prozess darstellen, wie wir unseren Kunden bei diesem großen Fragezeichen hinsichtlich der verschiedensten Bewertungskriterien zur Seite stehen.

Der folgende Prozess – von der Erarbeitung des individuellen Anforderungsprofils bis zur Umsetzung – ist nicht statisch zu verstehen, sondern wird individuell auf den Kunden angepasst.

1)     Anforderungsanalyse

2)     Festlegung der Auswahlkriterien

3)     Analyse der Anbieter

4)     Umsetzung


1. Anforderungsanalyse

Welche inhaltlichen Anforderungen an ESG-Ratings hat Ihr Unternehmen?

Die Basis der Entscheidung stellt die Anforderungsanalyse dar. Hierbei ist die Erstellung eines Anforderungsprofils ein erster wichtiger Schritt. Dies soll mit Hilfe unseres Know-Hows über die aktuellen regulatorischen Bedingungen (z.B. EU-Taxonomie oder SFDR) ​ oder auch strategischen Notwendigkeiten (inhaltlichen Auslegungen/Interpretation der einzelnen ESG-Kriterien) beantwortet werden.

Für welche Unternehmen / Produkte werden ESG-Ratings benötigt? Welcher Abdeckungsgrad ist erforderlich?

So viele ESG-Ratinganbieter es gibt, so uneinheitlich sind die Unternehmen und Produktklassen, für die eine einzelne Ratingagentur Daten zur Verfügung stellt. Daher ist es wichtig, sich bei der Anbieterwahl Gedanken zu machen, welcher Anbieter die passende Abdeckung hinsichtlich der eigenen Bedürfnisse bietet. Es ist auch möglich, sich für mehrere Anbieter zu entscheiden, um so die Abdeckung entweder nach Anlageklassen oder geografisch zu erhöhen oder unterschiedliche ESG-Bewertungen zu erhalten.

2. Festlegung der Auswahlkriterien

Worauf es bei den Auswahlkriterien genau ankommt, schauen wir uns in diesem Schritt an. Denn wenn ein Anbieter selektiert wird, gilt es, eine oder mehrere Agenturen zu finden und auszuwählen, die die Anforderungen bezüglich Preis, Abdeckungsgrad, etc. möglichst optimal erfüllt bzw. erfüllen. Doch bevor die Entscheidung getroffen wird, muss bekannt sein, was aus der Anforderungsanalyse unverzichtbar ist und wie die Anbieter zu analysieren sind.

Unsere Leistung besteht hierbei darin, dass wir mit Ihnen die Anforderungsanalyse systematisch durchgehen. Mithilfe Ihrer internen Sicht auf die Dinge und unserem externen Blick definieren wir unter Berücksichtigung von strategischen und regulatorischen Anforderungen Kriterien, in denen sich die Ergebnisse der Anforderungsanalyse aufbereitet wiederfinden.

3. Analyse der Anbieter

In diesem Schritt geht es darum, ein möglichst objektives Bild von den zur Verfügung stehenden Alternativen zu bekommen und auf Basis der Auswahlkriterien eine möglichst rationale Entscheidung zu treffen. In der Praxis haben sich hierfür einige Tools etabliert, wovon das Bekannteste die Entscheidungsmatrix ist. Wichtig zu verstehen ist jedoch, dass es hier kein Richtig oder Falsch gibt, sondern die Gewichtung der Auswahlkriterien dazu dient, eine nachvollziehbare Entscheidung zu treffen. Eine Pro- und Contra-Liste oder eine Mindmap können für diesen Zweck ebenfalls instrumentalisiert werden.

Aus welchen Quellen stammt die ESG-Bewertung? Welche Bewertungsmethodik wird dabei angewendet?  

Einige Anbieter nutzen ausschließlich künstliche Intelligenz, während andere Agenturen in regelmäßigem Austausch mit den Unternehmen stehen. Dabei erfolgt häufig eine zusätzliche, qualitative Einordnung von Analysten. Jedoch können die ESG-Ratings verschiedener Ratinganbieter teils stark voneinander abweichen, weil jede Ratingagentur ihre eigene individuelle Methodik zur Bestimmung eines ESG-Ratings verwendet. Beispielsweise teilen die Ratingagenturen Moody's ESG, S&P Global, MSCI und Sustainalytics ihr ESG-Rating auf der ersten Hierarchieebene in die drei klassischen Dimensionen E, S und G auf. Dahingegen besteht die erste Hierarchieebene bei Refinitiv aus vier und bei KLD aus sieben Dimensionen, wie beispielsweise Kunden, Menschen-, und Arbeitsrechte [1]. Diesbezüglich gibt es keine einheitlichen Standards und ESG-Ratings und Datenanbieter werden nicht auf Ihre Richtigkeit kontrolliert. Aus diesem Grund ist es äußerst wichtig, die individuellen Kennzahlen zur Bewertung der ESG-Risiken der jeweiligen Agenturen zu analysieren. Im Rahmen der EU-Taxonomie wurde bisher eine einheitliche Beurteilung der Nachhaltigkeit von Wirtschaftstätigkeiten, d.h. eine Regulierung der E-Dimension festgelegt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Regulierung der Faktoren bezüglich des Sozialen und der Governance – also Unternehmensführung – ebenfalls einheitlich erfolgen wird. In diesem Zuge erwarten wir, dass sich die Anzahl der Anbieter aufgrund des sinkenden Interpretationsspielraums stark verringern wird.

Welche Preis- und Lizenzmodelle werden angeboten? 

Abo-Modell, Bezahlung nach Datenfeldern oder bestimmte Datenpakete sind drei Beispiele für gängige Preismodelle in der Praxis. Dies hat häufig Auswirkungen auf den Datenzugang. Wir wissen für Sie, wann welches Modell Vorteile für Ihr Unternehmen mitbringt.

Es ist wichtig, dass die jeweiligen Lizenzen so gestaltet sind, dass eine lizenzkonforme Datennutzung gewährleistet ist und keine inhärenten Lizenzrisiken bestehen. Anpassungen an der Infrastruktur können Auswirkungen auf die Lizenzen haben und andersherum. So sollte man anstehende Projekte beachten und berechtigte Nutzer für die Daten bestimmen. Die Datenweitergabe an Dritte (nachgelagerte Systeme, Personen) sollte von der zugehörigen Lizenz abgedeckt sein.

Überprüfung der IT-Anforderungen

Der Einkauf neuer Daten führt folglich dazu, dass die Daten im Unternehmen auch ihre Abnehmer erreichen müssen. Hierfür sind gewisse IT-Schnittstellen und Rahmenbedingungen die Voraussetzung. Wir unterstützen Sie dabei, dass Ihre neuen Daten auch zuverlässig in den erforderlichen Zielsystemen ankommen. Ferner helfen wir Ihnen auch zu bewerten, welchen Einfluss ggf. parallellaufende IT-Projekte auf die designierten Datenströme haben.

Wie wird die Historie bzw. Die Entwicklung der Anbieter beschrieben?

Wird auf eine langfristige Zusammenarbeit mit Anbietern abgezielt, so ist derzeit eine Zukunftsprognose aufgrund der stetigen Entwicklung der jeweiligen Anbieter äußerst schwierig. Für den ersten Schritt ist wichtig zu wissen, ob etablierte Anbieter mit eher standardisierten Daten oder kleinere Spezialanbieter den eigenen Anforderungen genügen. Anschließend kann man basierend auf den jeweiligen bisherigen Entwicklungen eine Entscheidung treffen: Welche Agenturen entsprechen am besten den eigenen Standards.

4. Umsetzung

Nach der Auswahl der Anbieterdaten folgt die technische und fachliche Implementierung. Hier sehen wir uns als technisch-fachliche Brücke um den Erfolg ihres Projekts sicherzustellen. Neben der technischen Konzeption und Umsetzung achten wir zeitgleich darauf, dass auch auf fachlicher Seite alles reibungslos funktioniert. Ebenfalls konzipieren wir – falls gewünscht – Schulungskonzepte und schulen ihre Mitarbeiter, um einen gewinnbringenden Einsatz der neuen ESG-Daten zu ermöglichen.

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Brauchen Sie Hilfe bezüglich eines passenden ESG-Anbieters? Wir nennen Ihnen gerne Empfehlungen und erschaffen mit Ihnen gemeinsam ein geeignetes Konzept, um das große Fragezeichen hinsichtlich des ESG-Markts zu lösen.

Quellen

[1] Berg, Kölbel und Rigobon, „Aggregate Confusion: The Divergence of ESG Ratings“, S. 9, 2019. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3438533, zuletzt abgerufen am 22.07.2022.

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