Success Story: Kostenreduktion bei Marktdaten durch Feed-Abschaltung

 

Einführung

Die schwierige Marktlage im schon seit Jahren bestehenden Niedrigzins-Umfeld mit wenig Aussicht auf Besserung zwingt viele Banken und Finanzdienstleister zu Kostensenkungen. Neben Personal- und IT-Kosten spielen dabei auch Marktdaten eine wichtige Rolle. Für Handel, Risikomessung und Bewertung zwar unverzichtbar, heißt dies dennoch nicht, dass nicht auch dort Einsparpotential vorhanden ist, wenn man den Bedarf und die Nutzung von Marktdaten näher analysiert.

Nachfolgend stellen wir Ihnen beispielhaft vor, wie unsere Kunden dank einer Umstellung bei der Marktdatenversorgung ihre Marktdatenkosten bei gleichbleibender Datenqualität dauerhaft und langfristig um bis zu über 90% pro Jahr senken konnten und so ihre Sparziele erreicht haben.

Ziele

Primäres Ziel war die signifikante Senkung der Marktdaten-Lizenzkosten. Den größten Kostenanteil machte dabei der real-time Feed der Kunden aus. Im Rahmen einer Vorstudie analysierte Finbridge daher gemeinsam mit den involvierten Fachbereichen beim Kunden, ob und wie eine stabile Versorgung mit qualitätsgesicherten Marktdaten ohne Feed möglich ist und wie eine entsprechende Umsetzung der Versorgung mit alternativen Marktdaten aussehen könnte. Die Vorstudie ergab, dass aus fachlicher Perspektive real-time Daten nicht erforderlich waren und die fachlichen Marktdatenanforderungen grundsätzlich auch mit Snapshot-Daten umgesetzt werden konnten.

Mit einem direkten Bezug von Snapshot-Daten anstelle von Feed-Daten war es nicht nur möglich, Kosten in Höhe von mehreren hunderttausend Euro pro Jahr einzusparen: Zudem konnte so auch eine wartungsintensive Eigenentwicklung für die Feed-Einspeisung abgeschaltet werden, wodurch deren Wartungs- und Pflegeaufwand entfiel und die Systemlandschaft vereinfacht wurde.

Bei der Umstellung der Marktdatenversorgung sollte jedoch die hohe Qualität der verwendeten Marktdaten beibehalten sowie fachliche oder technische Einschränkungen vermieden werden.

Ausgangslage

Zur Versorgung mit Marktdaten nutzten unsere Kunden hauptsächlich einen Bloomberg Feed: Für alle benötigten Instrumente wurden über diesen Feed rund um die Uhr Preise in ein zentrales Marktdatensystem eingespeist, aus welchem dann die Versorgung verschiedener Abnehmersysteme (zum Beispiel für Bewertung oder Risikomessung) erfolgte. Dazu wurde mit Hilfe einer Snapshot-Logik und Validierungsregeln ein Preis pro Tag für die weitere Prozessierung ausgewählt, die sogenannte Golden Copy. Die übrigen Quotes eines Instruments wurden üblicherweise nur zur Validierung verwendet, beispielsweise, um an Tagen mit großer Volatilität in den Märkten eventuelle Ausreißer in den Daten abzufangen. Zudem war der Feed durch eine mit der Zeit immer wartungsintensivere Eigenentwicklung an das Marktdatensystem angebunden.

Neben dem Bloomberg Feed gab es mit Bloomberg Data License, insbesondere für Preise illiquider Bonds (BVAL Pricing Service), bereits eine file-basierte Versorgung mit Snapshot Daten.

Lösung

Für eine schlanke, risikoarme und effiziente Umstellung der Marktdatenversorgung vom Feed auf Snapshot-Daten wurde die bereits beim Kunden vorhandene Umsetzung für Bloomberg Data License herangezogen und so angepasst und erweitert, dass nun das gesamte Portfolio auf diesem Weg mit Marktdaten versorgt werden konnte.

Bloomberg Data License (oder auch Data Scope Select von Reuters/Refinitiv) basiert auf einem Request-Response-Mechanismus: Es werden gezielt die gewünschten Daten angefragt, die man benötigt, und man erhält genau die angefragten Daten zurück. Beim Feed dagegen steht direkt das gesamte darüber angebotene Universum an Marktdaten zur Verfügung.

Mit der Nutzung von Bloomberg Data License für das gesamte Portfolio sollte die Akquise der Marktdaten deutlich verschlankt werden: Die Marktdaten werden nun zu den Zeitpunkten abgefragt, zu denen sie benötigt werden. Ebenso beschränkt man sich auf diejenigen Kontributoren, deren Quotes den Qualitätsstandards genügen und die auch weiterverarbeitet werden. Allerdings sollten bei der Umstellung Abweichungen gegenüber den Daten minimiert werden, die man aus dem Feed bezieht.

Zudem sollte die Erzeugung der Anfragedateien so dynamisch wie möglich gehalten werden, insbesondere im Hinblick auf die enthaltenen Instrumente: Der Fachbereich sollte selbstständig durch Änderungen der Konfiguration einzelner Instrumente die angefragten Marktdaten bestimmen können, um so auf geänderte fachliche Anforderungen, wie zum Beispiel neue Instrumente, Kontributorenwechsel, veränderte zeitliche Verfügbarkeit, etc. reagieren zu können. Darüber hinaus sollten auch Anpassungen bezüglich der abgefragten Preis- oder Datenfelder leicht umsetzbar sein.

Herausforderungen

Das bestehende Interface zu Bloomberg Data License wurde zwar als Ausgangsbasis verwendet, doch es galt die Instrumente, für welche bislang der Feed genutzt worden war, hinsichtlich der folgenden Gesichtspunkte zu analysieren:

  • Welche Preisfelder und andere Informationen werden benötigt?

  • Zu welcher Uhrzeit werden die Daten benötigt?

  • Wann sind die Daten via Data License verfügbar?

  • Was sind die erforderlichen Kontributoren je Instrument?

  • Wie erfolgt das Mapping zwischen dem Bloomberg-Datenmodell und dem des Kunden (z.B. zur Vereinheitlichung verschiedener Bloomberg-Preisfelder für verschiedene Instrument-Typen).

  • Wie kann die Datenakquise möglichst effizient gestaltet werden, z.B. durch Zusammenfassung von Einzelabfragen gleichartiger Instrumente gemäß Bloomberg-Klassifikation?

Zum Bezug von Daten über Data License ist die Identifikation des jeweiligen Bloomberg-Instrument-Typen erforderlich, da dieser maßgeblich bestimmt, wie die Anfrage erfolgt. Im Rahmen der Portfolio-Analyse wurden insgesamt sechs verschiedene erforderliche Anfrage-Typen identifiziert und jedem Instrument sein jeweiliger Anfrage-Typ zugeordnet. Der Anfrage-Typ bestimmte damit die Details Anfrage-Datei, z.B. die jeweils relevanten Preisfelder.

Eine Herausforderung stellte in diesem Zusammenhang die möglichst flexible und dynamische Erzeugung der täglichen Daten-Anfragen dar. Hierfür wurde zunächst eine Basis-Anfrage erstellt, die sämtliche Informationen enthielt, welche die verschiedenen Data-License-Anfragen miteinander gemein hatten. Die je nach Anfrage-Typ unterschiedlichen Merkmale wurden als Parameter einer jeweils Typ-spezifischen Anfrage definiert und sind somit auch bei erforderlichen Anpassungen leicht konfigurierbar.

Da es aus Kosten- und Prozessgründen nicht gewünscht war, immer das gesamte Portfolio anzufragen, wurden für jedes Instrument die Uhrzeiten identifiziert, zu denen die Datenabfrage erfolgen sollte. Neben der relevanten Haupt-Zeit wurde eine weitere Uhrzeit als Backup festgelegt, so dass diese Daten im Falle der Nicht-Verfügbarkeit der eigentlichen Daten verwendet werden konnten.

Für eine konkrete Data-License-Anfrage zu einer bestimmten Uhrzeit werden die dafür konfigurierten Instrumente ermittelt. Anschließend werden diese Instrumente gemäß ihres konfigurierten Anfrage-Typs geclustert und jeweils eine Anfragedatei je Anfrage-Typ mit diesen Instrumenten erstellt. Diese Parametrisierung gewährleistet, dass der Fachbereich für jedes Instrument die Anfragezeit individuell pflegen kann und neue oder wegfallende Instrumente über die Konfiguration der Uhrzeit in Anfragen berücksichtigt oder ausgeschlossen werden können.

Erfolgsfaktoren

Ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Umsetzung dieser Projekte war einerseits die Zusammensetzung des Projektteams mit Finbridge-Experten und kompetenten Mitarbeitern aus allen notwendigen Bereichen der Bank und andererseits der agile Projektansatz.

Finbridge fungierte dank der reichhaltigen Marktdatenexpertise der beteiligten Berater als Bindeglied zwischen dem Fachbereich und der IT: Durch die umfangreichen fachlichen wie auch technischen Kenntnisse sowie das detaillierte Wissen um die Prozesse gewährleistete Finbridge eine ausgezeichnete Kommunikation zwischen allen Beteiligten. Wir erarbeiteten zusammen mit dem Fachbereich die Fach-Spezifikation und kommunizierten diese an die IT, wobei auch deren Anforderungen zurückgespiegelt und eingearbeitet wurden. Zudem erfolgte eine Qualitätssicherung der Umsetzungsspezifikation durch Finbridge. Neben der fachbereichsseitigen Konzeption und Ausführung der Testfälle brachte unser Experten-Team sein langjähriges Know-How auch beim Test und Defect Management ein.

Ein zweiter großer Erfolgsfaktor war die Verwendung eines agilen Projektansatzes nach dem SCRUM Modell:

Der unmittelbare Austausch zwischen allen Projektbeteiligten sorgte für ein tiefgehendes Verständnis im Hinblick auf das Zusammenspiel der fachlichen Prozesse auf Seiten der IT ebenso wie auch für ein vertieftes Verständnis der technischen Rahmenbedingungen beim Fachbereich. Zur guten Kommunikation trugen insbesondere die zweiwöchentlich stattfindenden „Show & Tell“ Meetings bei, in welchen die Entwicklungen des letzten Sprints präsentiert und eventuelle Fragen direkt diskutiert wurden.

Der stete Dialog und die frühen Tests einzelner Arbeitspakete führten dazu, dass Fehler frühzeitig identifiziert und behoben werden konnten: Im Rahmen der Integrationstests nach dem Ende der Entwicklungsphase, traten fast keine Fehler mehr auf und die abschließenden User Acceptance Tests konnten deutlich schneller als geplant erfolgreich abgeschlossen werden.

Neben der technischen Umsetzung und dem Wissenstransfer zu den internen Teams, stand auch der Erhalt der hohen Marktdatenqualität bei einem nahtlosen Übergang von Feed-Daten zu Snapshot-Daten im Fokus: Mit Hilfe eines zweistufigen Testansatzes wurde sichergestellt, dass es keine Diskrepanz zwischen den Feed-Daten und Snapshot-Daten gab.

Fazit

Die Umstellung der Marktdatenversorgung wurde erfolgreich abgeschlossen: Dank der gemeinsam mit Fachbereich und IT erarbeiteten und implementierten robusten Lösung zur Abfrage von Snapshot-Daten können pro Tag Datenabfragen im niedrigen fünfstelligen Bereich über Bloomberg Data License vorgenommen werden. Ebenso problemlos verläuft deren anschließende Weiterverarbeitung in den nachgelagerten Downstream-Systemen: Alle Instrumente werden bepreist und es gab beim Wechsel vom Feed zu Data License keine umstellungsbedingten Abweichungen in den nachgelagerten Bewertungen.

Die Marktdaten-Lizenzkosten wurden wie geplant um mehrere hunderttausend Euro pro Jahr reduziert, sodass sich auch die Aufwendungen für die Projektdurchführung innerhalb weniger Monate amortisierten. Darüber hinaus haben unsere Kunden nach wie vor Zugang zu qualitativ gleich hochwertigen Marktdaten bei deutlich schlankeren und robusteren Prozessen.


 

Unser Angebot

Die Umstellung der Marktdatenversorgung von Feed-Daten auf Snapshot-Daten ist nur eine von verschiedenen Möglichkeiten, Marktdatenkosten signifikant und dauerhaft zu senken. Das Zielbild einer kosteneffizienten Versorgung mit Marktdaten und die entsprechende Umsetzung hängt jedoch von vielen verschiedenen individuellen Faktoren ab. Dank unserer umfangreichen Erfahrung und Expertise erarbeiten wir gerne mit Ihnen gemeinsam ihre individuelle Lösung. Unser Dienstleistungsangebot umfasst dabei unter anderem:

  • Vorstudien und Analysen zum Status Quo für Lizenzen und Prozesse von der Akquise, über Qualitätssicherung bis zur Weiterverarbeitung in Abnehmersystemen,

  • Identifikation von Optimierungs- und Einsparpotentialen bei Lizenzen und in der Prozesskette,

  • Erarbeitung von entsprechenden Umsetzungskonzepten,

  • Umsetzung von Anpassungen inkl. Spezifikationen und Tests.

Für die erfolgreiche Umsetzung vertrauen wir auf die umfangreiche Erfahrung und die Kompetenzen unserer Mitarbeiter:

  • Große fachliche und technische Expertise zum Thema Marktdaten.

  • Fachbereichsseitige Begleitung von IT-Projekten im Marktdatenbereich, zum Beispiel Einführung eines zentralen Marktdatensystems, Migrationen oder Software Upgrades.

  • Schnelle, gründliche und bereichsübergreifende Prozessanalyse.

  • Fachliches und technisches Problemlösungs-Know-how im gesamten Finanzbereich.

  • Ergebnisorientierung und Integrationsfähigkeit bei der Entwicklung methodischer Ansätze.

Gern beraten wir Sie im Rahmen einer Vorstudie bei der Analyse möglicher Lösungsvarianten und helfen Ihnen außerdem bei der Entwicklung einer individuellen Lösung, die im Rahmen der fachlichen und technischen Möglichkeiten adäquat zu den Rahmenbedingungen Ihres Unternehmens passt. Darauf aufbauend unterstützen wir Sie ebenfalls gern bei der technischen Umsetzung sowie bei der Einbettung in vorhandene Prozesse. Die Schulung interner Mitarbeiter und eine bedarfsgerechte Anwendungsbetreuung sind für uns ebenso selbstverständlich wie ein kundenorientierter Lösungsansatz und die Umsetzung eventuell benötigter individueller Gestaltungen. Gern unterstützen wir darüber hinaus im Projekteinsatz oder/und dem regelmäßigen Betrieb.

Wir hoffen, Ihr Interesse an unserer Beratung geweckt zu haben und freuen uns auf Ihre Kontaktaufnahme!


 

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